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Tromsö

Auf den Spuren von Amundsen 22. - 26.10.2022

Wir wollten es schon immer einmal sehen – das sagenumwobene Nordlicht, die Aurora Borealis. Nach dem Studium einiger einschlägiger Bücher und den Ausführungen im Web legen wir uns fest: die Zeit – Oktober, der Ort – Tromsö, Norwegen. Und so brechen wir am 22.10.2022 auf, unser Glück, oder besser das Nordlicht zu suchen. An Vorbereitung war neben der Buchung von Flug, Hotel und einem Aurora-Borealis-Jagdausflug bei https://www.thegreenadventure.no nichts weiter zu tun. Der Flug bot einige schöne Aussichten und verlief sonst ohne Probleme. Schon am Flughafen beeindruckte uns die urige, raue Landschaft Norwegens. Wir checken im Hotel Clarion Collection Hotel With ein und unternehmen einen ersten kurzen Spaziergang bei einbrechender Dunkelheit durch die Innenstadt. Was für ein Flair, insbesondere im Hafen! Eine kleine Kneipe sieht von außen so einladend aus, dass wir uns hier noch einen Absacker bei super Livemusik gönnen. Und dann ist der Anreisetag auch schon vorüber.

23.10.2022 - tag 2

Der nächste Tag beginnt mit einem Blick aus dem Fenster, vor dem sich der Hafen ausbreitet. Das Wetter lädt eher zum Liegenbleiben ein, aber deshalb haben wir natürlich nicht den weiten Weg zurückgelegt. Wir genießen unser Frühstück und machen uns auf, die Umgebung zu erkunden. Unweit vom Hotel stoßen wir auf das Polarmuseet. Ein sehr schönes Mini-Museum in einem windschiefen alten Haus direkt am Wasser, in dem über die Geschichte und das Leben hier berichtet wird. Und insbesondere auch über eine lokale Berühmtheit – Roald Amundsen. Er war ein norwegischer Polarfoscher, geboren 1872, der als erster Mensch in einem tragischen Wettlauf gegen den Engländer Scott den Südpol erreichte. Er leitete mehrere bedeutende Expeditionen in die Arktis und Antarktis. Amundsen gilt als einer der größten Entdecker der Polargebiete. Er verschwand 1928, als er einen Freund in der Eiswüste retten wollte – er wurde nie gefunden.
Nach dem Polarmuseum gibt´s getrockneten Fisch als Snack – muss man mögen 😉 und den leckersten Glühwein, den wir je genießen durften! Direkt am Markt, an einer winzigen Hütte. Wirklich krass: sogar hier kann mit Karte gezahlt werden. Noch krasser: wir dürfen mit unserem alkoholischen Getränk nur direkt an der Hütte stehen. Die Erlaubnis für das Betreiben der Bar gibt nicht mehr her. Wir genießen es trotzdem! 😊 Hier treffen wir auch ein nettes wie gesprächiges Pärchen, die mit einem Kreuzfahrtschiff hier angekommen sind. Das Treffen wird sich später noch auszahlen… Wir ziehen weiter durch die Straßen, wärmen uns am Nachmittag bei einem Stück Kuchen und Kaffee im Hotel kurz auf, bevor wir noch einmal für etwa 2h aufbrechen und gegen 17 Uhr den Tag beenden – dachten wir. Irgendetwas hat uns so um 21 Uhr wieder rausgetrieben. Und wie wir so durch die Stadt laufen, erscheint am Himmel ein fast nicht wahrnehmbarer Schleier, wie dünne Wolken im Nachthimmel. Das Pärchen am Nachmittag meinte, dass das Nordlicht selten so schön und intensiv wie auf den Bildern zu sehen wäre. Es handelt sich vielmehr um eine nebulöse Erscheinung, die sie selbst ohne Anleitung beim ersten Mal gar nicht bemerkt hätten. Also holen wir unsere Handys raus und machen Fotos von den Schleierwolken, die vor uns am Himmel dahinzuziehen scheinen. Als wir uns das Ergebnis auf den Handys anschauen, können wir es nicht fassen! Unser erstes Nordlicht! Fantastisch! Unglaublich schön! Unglaublich beeindruckend! Wir sind also nicht umsonst hierhergekommen. Wir sind so glücklich, auch wenn diese Fotos von keiner guten Qualität sind – freihändig, ohne Stativ, ohne besondere Einstellungen. Aber gerade deshalb ist es so unfassbar und aufregend! Wir suchen zügig eine weniger stark beleuchtete Stelle in der Stadt und werden am Hafen fündig. Leider zieht es sich kurze Zeit später zu. Das Wetter war gegen Ende des Nachmittags schon recht ungünstig – es schneite. Also kehren wir um ca. 23 Uhr noch einmal in eine Kneipe ein, feiern bei Livemusik diese sensationelle Premiere! Was für ein Tag!

24.10.2022 - tag 3

Heute ist unser großer Nordlicht-Jagd-Tag. Wir sind schon sehr gespannt! Doch bis es losgeht, ist noch viel Zeit. Wir verbringen den Tag mit der Erkundung der Stadt. Tromsö ist nicht ohne Abstriche als eine malerische Stadt zu bezeichnen. Umgeben von schneebedeckten Bergen und tiefblauen bis bleigrauen Fjorden umgeben liegt sie auf einer Insel, die über moderne Brücken mit dem Festland verbunden ist. Als charakteristisch würden wir die schönen, bunten Holzhäuser im Zentrum bezeichnen, aber eben auch die moderne Architektur, die oft grob und eher ökonomisch-praktischen Kriterien folgend einen starken Kontrast zur übrigen Bebauung bildet. Besonders und als Ausnahme sticht dabei die futuristisch anmutende Eismeerkathedrale ins Auge. Tromsö gilt als wichtiges Tor zur Arktis und war Ausgangspunkt vieler Polarexpeditionen. Außerdem ist sie ein Zentrum für Forschung, Kultur und das traditionelle Leben der Samen.

Wir laufen auf der großen Tromsøbrua über den Fjord, die wir von unserem Hotelzimmer aus gut einsehen können, zum Fuß des gegenüberliegenden, 671m hohen Berg Fløya. Dort würden wir morgen gerne einmal hinauf, zum Aussichtspunkt På Toppen, sofern möglich. Schon bevor wir dort ankommen, können wir sehen, dass es eine Seilbahn gibt, die auch in Betrieb ist. Super, dann steht der Plan! Auf dem Rückweg kommen wir an der Eismeerkathedrale vorbei, die leider nicht geöffnet ist. Wir drücken unsere Nasen an den Scheiben platt, können aber trotzdem nicht viel vom Innenraum erkennen. Als nächstes besuchen wir das Tromsöer Aquarium, das liebevoll das marine Leben zeigt. Ich kann sogar ein Selfie mit einem Steinbeißer machen 😊 Nicht begeistert sind wir von den gefangengehaltenen Robben – aber vielleicht gibt es dafür ja auch eine driftige Erklärung. Der Abend taucht den Hafen in magisches Licht, die schwache, sinkende Sonne wirft ihre letzten Strahlen auf die Brücke – wie schön alles aussieht! Langsam müssen wir uns nun auf die bis zu 9h lange Nachttour vorbereiten. Wir werden schließlich mit einem VW-Transporter von einer jungen Frau namens Kate abgeholt. Etwa 19 Uhr. Wir sind nur 10 Personen – wie genial, wo wir doch größere Menschenmengen wo immer möglich vermeiden! Dann sind wir eine ganze Weile unterwegs, bis wir im Nirgendwo halten. Wir werden über die Straße geführt und jeder kann sein Equipment aufbauen, sofern vorhanden. Wir werden noch belehrt über diverse Verhaltensweisen und dann taucht es schon auf! Es ist beißend kalt! Einige machten vom Angebot, professionelle Thermoanzüge zu nutzen, gebrauch. Wir haben verzichtet und tapfer gefroren, um ja keine Sekunde zu verpassen, in der DAS sensationelle Foto hätte entstehen können. In einiger Entfernung hat Kate dann ein Lagerfeuer entzündet, ein kleinen Abendsnack bereitet und Marshmallows gemacht. Währenddessen haben wir unzählige Fotos geschossen, Die Szenerie am Himmel war zwar nicht der optische Burner, aber immerhin! Ich hatte ein bisschen Probleme mit der Ausgewogenheit, das Schauspiel festzuhalten und es trotzdem noch zu genießen. Schließlich hat Kate noch einige professionelles Fotos geschossen. Einmal mit jedem Teilnehmer und natürlich auch das Nordlicht selbst. Anschließend haben wir den Standort noch einmal gewechselt, hatten dort aber kein Nordlicht-Glück. Gegen 0 Uhr waren wir wieder im Hotel – müde aber glücklich! Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt. Für alle, die das Nordlicht sehen möchten: es ist definitiv zu beachten, dass man das Nordlicht live nicht so sehen wird, wie es auf den Bildern zu sehen ist. Nicht, dass solch ein Tripp in Tränen endet!

25.10.2022 - tag 4

Der letzte Tag unseres Aufenthaltes bricht an – mit einigen ungeahnten Vorkommnissen! Tromsö überrascht uns am Morgen wieder mit einem faszinierenden Licht über der Stadt, dem Hafen und dem Umland! Die See liegt still und spiegelt den Himmel, was die Szene noch unterstreicht.
Nach dem Frühstück bewaffnen wir uns mit kleinen Handtüchern. Warum? Wir wollen die Insel zu Fuß weiter erkunden und, angestachelt von Amundsens Abenteuern, über die wir im Polarmuseum gelesen hatten, mit den Füßen ins Norwegische Polarmeer eintauchen. Mal schauen, ob´s gelingt! Wir wandern los, langsam wird die Bebauung dünner. Etwa 11.45 Uhr kommen wir an eine Stelle, an der mehrere Männer Stative aufgebaut haben und ihre Kameraobjektive Richtung Sonne platzieren. Was ist hier los? Wir fragen nach und: heute ist eine teilweise Sonnenfinsternis! Ach Quatsch! Neee, doch! Wie spektakulär ist das denn?! Wir lassen uns überraschen, noch ist es nicht so weit.
Einige Meter weiter finden wir ein Plätzchen, an dem wir mit den Füßen ins Wasser können. Es ist eisig.  und außen? etwa 1°C. Das Wasser? Keine Ahnung! Wir ziehen Schuhe und Strümpfe aus und wagen es. Wie das brennt! Nun aber raus, das reicht! Und dann kommt der Gedanke. Warum nicht komplett rein?! Ich stehe mit einem Fuß nackt auf dem eiskalten Sand, den anderen auf einem Stein schon im Schuh, minutenlang und zerreiße mich innerlich. Wenn ich das jetzt nicht mache, dann werde ich das bereuen. Aber es ist sooo unbeschreiblich kalt! Und dann, vielleicht auch weil der Fuß im kalten Sand langsam das Gefühl verliert, ziehe ich meine Klamotten aus, komplett.
Mein Schatz hat die Aufgabe, diese heldenhafte Verhalten zu filmen. Ich gehe ins Wasser, halte nicht an. Mein ganzer Körper erstarrt. Ich hocke mich hin, bekomme fast keine Luft mehr, schnelle wieder in die Höhe und verlasse das Wasser. Ich hab’s einfach gemacht! Bin ich krass! „Und Schatz, hast Du es gefilmt?“ „Nein, da hat was nicht geklappt.“ W A A A S??? Ich muss also noch mal rein – sofort.
Ich durchlebe alles noch ein zweites Mal, mir ist unfassbar kalt. Dann versuche ich mich mit dem winzigen Handtuch zu trocknen und nix wie rein in die Klamotten. Langsam spüre ich meinen Körper wieder. Was für eine Aktion!
Und nun bemerken wir, dass etwas mit dem Sonnenlicht passiert. Wir können allerdings nicht ungeschützt in die Sonne sehen. Aber wir machen mit der Kamera durch die Sonnenbrille ein Foto. Leider erkennt man nicht direkt etwas. aber im gelben Kreis auf dem Foto ist eine winzige, glasklare Reflexion des Schauspiels am Himmel zu erkennen. Der Sonne fehlt dort ein Stück! Sensationell! und was für ein Zufall!
Wir ziehen weiter und genießen die spektakulären Aussichten, genießen an der Glühweinbude von vorgestern noch einen Mittags-snack in Form von Glühwein und Hotdog.
Dann machen wir uns auf, den På Toppen zu erreichen, bevor die Sonne verschwunden ist. Die Sonnenuntergänge sollen von da oben aus spektakulär sein, neben der Aussicht auf Tromsö und das Umland. Wir erreichen den oberen Teil der Seilbahn. Von da können wir den Aussichtspunkt schon sehen -als winziges Fleckchen. Und dann geht’s los. Zu Fuß. durch den Schnee. den bisweilen echt steilen Berg hinauf. Dazwischen wenden wir immer wieder unseren Blick ins Tal und zum Horizont – es wurde uns nicht zu viel versprochen. Die Aussicht ist fantastisch! Wir kommen mehr oder weniger atemlos oben an, schießen einige Bilder und müssen aber nun schauen, dass wir es rechtzeitig vor der eintretenden Dunkelheit vom Berg auch wieder runter schaffen. Die Stadt schaltet währenddessen ihre Lichter an und liegt nun wie eine riesiger leuchtender Einzeller im Tal – Wunderschön!
Um 18 Uhr verlassen wir den Berg in der Seilbahn. Was für ein spektakulärer Tag!

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